Overconfidence-Bias: Schützen Sie sich vor sich selbst – besonders bei richtigen Timing

Der Overconfidence-Bias lässt uns glauben, dass wir besser sind als es effektiv der Fall ist. Gerade beim Market-Timing kann das gründlich schiefgehen.

3. Juli 2024

Schützen Sie sich vor sich selbst – besonders wenns ums richtige Timing geht

Der Overconfidence-Bias lässt uns glauben, wir könnten den Markt durch riskante Wetten dauerhaft schlagen. (Bild: Adobe Stock)

Wir fragen Sie: Sind Sie besser als die anderen Marktteilnehmerinnen und Markteilnehmer? Nach aussen bescheiden, wird diese Frage jedoch oftmals mit einem Ja beantwortet. Dieser Overconfidence-Bias lässt uns glauben, wir könnten den Markt durch riskante Wetten dauerhaft schlagen. Aber die Realität zeigt, dass selbst Finanzexperten mit ausgeklügelten Werkzeugen oft Schwierigkeiten haben, den Markt zu übertreffen.

Besonders gilt das für den Versuch, den Markt zu timen – also den richtigen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg zu finden. Anlegerinnen und Anleger bemühen sich dabei, ihre Entscheidungen zu rationalisieren. «Politische Risiken sind viel grösser», «wir warten, bis sich der Markt etwas erholt», «die Probleme in China sind viel größer als vom Markt angenommen». Diese und ähnliche Einschätzungen klingen zwar rational, der Aktienmarkt folgt aber selten solchen, vermeintlich logischen Mustern. Aktien können lange Zeit stagnieren und dann plötzlich stark ansteigen.

Beste Handelstage sind entscheidend

Ein gutes Beispiel ist das Jahr 2023 im US-Börsenindex S&P 500. Von Januar bis Oktober betrug die Gesamtrendite knapp unter 10 Prozent. Nicht schlecht, besonders nach dem schwachen Jahr 2022. Doch allein im November verdoppelte sich diese Gesamtrendite auf über 20 Prozent. Wer diesen einen Monat verpasst hat, hätte die Hälfte der Jahresrendite verpasst. Untersuchungen zeigen: Tatsächlich halbiert sich die Gesamtrendite im S&P 500 seit 2003, wenn man die besten 10 Handelstage verpasst. Wenn man die besten 60 Tage in einem Zeitraum von 20 Jahren verpasst, sinkt die Gesamtrendite um 93 Prozent.

Ein ähnliches Muster gilt für das Stock-Picking, also bei der Einzeltitelselektion. Auch hier überschätzen sich Anleger oftmals. Im Schnitt wälzen Einzelanleger 70 Prozent ihres Portfolios im Jahr um – deutlich zu viel und eine gute Messgrösse bei der Selbstüberschätzung.

Das Fazit? Genügend Zeit im Markt zu bleiben ist entscheidend, nicht das Timing.

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Artikelserie: Das 1x1 der Börsenpsychologie

Beim Investieren führt rationales Verhalten zum besten Ergebnis. Aber der Mensch handelt oft irrational: Herdentrieb, Selbstüberschätzung oder Home-Bias verleiten zu schlechten Entscheiden. Wir stellen die häufigsten Anlagefehler in einer Serie vor.

Bereits erschienen:
Teil 1: Overconfidence-Bias
Teil 2: Home-Bias
Teil 3: Anchoring-Bias
Teil 4: Self-Serving-Bias
Teil 5: Gambler's Fallacy

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