Kaum mehr Platz für Zinsfantasien
Der vom US-Präsidenten für eine weitere Amtszeit vorgeschlagene Chef der US-Notenbank Jerome Powell bereitet die Märkte schon seit Monaten auf eine Zinswende vor.
3. Dezember 2021
Wie aus dem Protokoll der jüngsten geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank Fed vom November hervorgeht, wurde über die Möglichkeit von schnelleren Zinserhöhungen diskutiert. Zunächst aber einigten sich die Teilnehmer auf eine Reduktion der Anleihenkäufe – ein sogenanntes Tapering – um monatlich USD 15 Mia.
Das gesamte Kaufvolumen von Anleihen von zuletzt 120 Milliarden Dollar wäre somit bis Mitte 2022 abgeschmolzen. Bei der Verringerung der Anleihenkäufe sehen aber mehrere Teilnehmer Gründe für eine Tempoverschärfung. Dabei geht es um den Wunsch von mehr Flexibilität, denn nur nach Ende der Anleihenkäufe kann die Fed die Leitzinsen (Fed Funds) erhöhen.
Zinserhöhungen sind bereits eingepreist
Nach den jüngsten Wirtschaftszahlen und der weiterhin hohen Inflation wird eine Beschleunigung des Tapering auch an der Zinssitzung vom 15. Dezember zur Sprache kommen. Die Finanzmärkte haben sich jedenfalls auf ein solches Szenario vorbereitet. Die Erwartungen an frühere Zinserhöhungen sind seit Wochen bei den Zinsderivaten (Fed Fund Futures und OIS-Swaps) verstärkt erkennbar.
Bis März 2022 geht der Markt mit einer 20-prozentigen Wahrscheinlichkeit von einer ersten Zinserhöhung aus, weitere 20% rechnen mit einem zusätzlichen Zinsschritt im Juni. Spätestens im September erwarten die Händler eine Erhöhung der Leitzinsen um 25 Basispunkte – für das ganze Jahr 2022 sind etwas mehr als 2 Zinsschritte – rund 58 Basispunkte – in den Preisen enthalten.
Somit ist am Geldmarkt kaum mehr Platz für zusätzliche Zinsfantasien – denn mehr als ein Zinsschritt pro Quartal von 25 Basispunkten wird es kaum geben. Der vom US-Präsidenten für eine weitere Amtszeit vorgeschlagene Chef der US-Notenbank Jerome Powell bereitet die Märkte schon seit Monaten auf eine Zinswende vor. Jedoch gelten Powell, sowie die künftige Vizepräsidentin Lael Brainard als «Tauben» in der Geldpolitik – denn beide stehen für einen sehr lockeren Kurs der Geldpolitik der Fed.
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