In Japan bewegt sich was
Abenomics, sinkende Importpreise und die Abwertung des Yen sind günstig für Japan-Anlagen. Gerade in den letzten Monaten haben die japanischen Wachstumszahlen positiv überrascht.
5. August 2017
Unter den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt stellt Japan eine Besonderheit dar. Im traditionsbewussten Japan haben Trends oft länger Bestand. Entgegen der sehr volatilen Entwicklung an den verschiedenen Vermögensmärkten ist Japan beispielsweise über Jahre unterdurchschnittlich gewachsen. Das Land leidet an einer alternden Bevölkerung. In der Folge hat es eine problematische demographische Entwicklung und seit Jahrzehnten nahezu null Inflation.
Dennoch bleibt aber Japan – gemessen am durchschnittlichen Einkommen – eines der reichsten Länder der Welt. Und gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) bleibt Japan hinter den USA und China die mit Abstand drittgrösste Volkswirtschaft der Welt.
Für die Wirtschaft hat insbesondere der Jahreswechsel 2012/13 und die Wahl von Shinzō Abe von der Liberaldemokratischen Partei zum Premierminister grundlegende Änderungen gebracht. Auch wenn das von vielen Ökonomen kritisierte überaus aktivistische Wirtschaftsprogramm, die sogenannten Abenomics, zwischenzeitlich nur wenig Wachstumsimpulse setzen vermochte, konnten die japanischen Wirtschaftszahlen gerade in den letzten Monaten positiv überraschen.
Prognosen nach oben revidiert
So ist etwa das BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2017 mit einem annualisierten Wert von plus 4,0 Prozent deutlich besser als erwartet ausgefallen. Treiber war vor allem eine positive Entwicklung des privaten Konsums. Es war das sechste Quartal in Folge mit einem positiven Wachstum. In der Folge haben viele Marktbeobachter ihre BIP-Prognosen für Japan nach oben revidiert.
Neben dem verkrusteten Finanz- und Arbeitsmarkt war vor allem die Struktur der Exportwirtschaft lange Zeit eines der grössten Probleme Japans. Für eine Exportnation in der Grössenordnung ergaben sich deshalb schwerwiegende Problem.
Ähnlich wie die Schweiz besitzt Japan nämlich nur wenige natürliche Ressourcen. Das heisst: Der Grossteil der Materialien, die in Japan zu Exportprodukten verarbeitet werden, muss eingeführt werden. Eine positive Entwicklung der Wertschöpfung stellt sich unter solchen Voraussetzungen nur dann ein, wenn die Preise der exportierten Güter stärken steigen als die Preise der importierten Ware.
Der Trend hat gedreht
In der Schweiz funktioniert dieser Mechanismus seit Jahren. Nicht so in Japan: Hier sind die Preise für exportierte Waren – insbesondere im Bereich der Konsumelektronik und der Autos – über Jahre hinweg stärker gefallen als die für Importgüter. Vor zwei Jahren hat nun aber der Trend gedreht, und seither sind die Importpreise stärker gesunken als die Exportpreise (siehe Grafik).
Die positive Wirkung dieser Strukturanpassung zeigt sich auch an der Kursentwicklung an der Börse. Früher hat sich der japanische Aktienmarkt praktisch eins zu eins mit dem Wechselkurs entwickelt: Schwächte sich der Yen gegenüber dem US-Dollar ab, stieg die Börse, legte die japanische Währung zu, sank sie. In den letzten anderthalb Jahren vermag der japanische Aktienindex Nikkei 225 nun aber auch dann zuzulegen, wenn der Yen an Wert gewinnt.
Dies gilt insbesondere auch für kleinere und mittlere Unternehmen aus Japan. Mit neuen Produkten und unabhängig von alten Strukturen der japanischen Wirtschaft können diese Firmen grosse Kursgewinne erzielen.
Es sind genau diese Unternehmen, die sich dem Phänomen der Keiretsu, also der Verschachtelung der grössten Unternehmen mit Kreuzbeteiligungen und anderen institutionalisierten Beziehungen, entziehen können. Dies generiert für die Aktienmärkte, vor allem aber auch für die japanische Wirtschaft Zusatznutzen.
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