Home-Bias: Ein zu starker Fokus auf den Heimmarkt hat Nachteile
Beim Home-Bias investieren Anleger fast ausschliesslich im Heimmarkt. Dies verschlechtert die Diversifikation, erhöht die Risiken und lässt Renditepotenziale ungenutzt.
30. Juli 2024
«Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht» – diese alte Redensart gilt auch an den Finanzmärkten. Viele Anleger:innen vertrauen in einem übertriebenen Masse auf den Heimmarkt, sei es bei Aktien, Anleihen oder Währungen, und enden dabei oft mit einem sogenannten Home-Bias in ihren Portfolios. Dieses Verhalten wird durch psychologische Eigenschaften beeinflusst und ist in verschiedenen Ländern und Anlageklassen unterschiedlich stark ausgeprägt. Dabei vernachlässigen Anleger:innen die Risikostreuung, was zu einem Klumpenrisiko führt.
Es gibt mehrere Gründe für den Home-Bias. Unzureichende Kenntnisse über ausländische Unternehmen erschweren die objektive Einschätzung von Marktchancen. Marken und Geschäftsmodelle aus der eigenen Region sind hingegen bekannt und werden eher vertraut. Anleger:innen glauben fälschlicherweise, sie hätten im Heimmarkt einen Informationsvorteil. Auch das Risiko von Investitionen in fremden Währungen schreckt viele ab. Dazu kommen oft höhere Kosten für Wertpapiergeschäfte im Ausland. Doch eine übertriebene Heimmarktneigung führt in der Regel zu einer starken Konzentration auf bestimmte Sektoren und die Heimwährung, was die Risiken deutlich erhöht.
Anlagen breitgefächert und international ausrichten
Neben den erhöhten Risiken bleiben auch viele potenzielle Renditechancen ungenutzt. Die internationalen Finanzmärkte bewegen sich selten gleichzeitig und im gleichen Ausmass in dieselbe Richtung. Phasen niedriger Renditen in einer Region können durch Outperformance in anderen Regionen ausgeglichen werden. Dazu kommt, dass in der heutigen vernetzten Welt, Unternehmen internationale Lieferketten und Kunden haben, sodass ein grosser Teil ihrer Einnahmen ausserhalb des Landes, in dem sie gelistet sind, generiert wird. Trotz politischer oder wirtschaftlicher Bedenken gegenüber bestimmten Ländern kann es immer noch lohnend sein, in deren Märkte und Unternehmen zu investieren.
Für Anleger:innen ist es deshalb wichtig, ihre Anlagen breitgefächert und international auszurichten. Durch Investitionen in Märkte und Unternehmen weltweit verteilen Anleger:innen ihre Risiken über verschiedene Wirtschaftsräume und Branchen. So können negative Entwicklungen in einem Land oder Sektor durch positive Ergebnisse in anderen ausgeglichen werden, was insgesamt zu stabileren Renditen führt und die Risiken reduziert.
Artikelserie: Das 1x1 der Börsenpsychologie
Beim Investieren führt rationales Verhalten zum besten Ergebnis. Aber der Mensch handelt oft irrational: Herdentrieb, Selbstüberschätzung oder Home-Bias verleiten zu schlechten Entscheiden. Wir stellen die häufigsten Anlagefehler in einer Serie vor.
Bereits erschienen:
Teil 1: Overconfidence-Bias
Teil 2: Home-Bias
Teil 3: Anchoring-Bias
Teil 4: Self-Serving-Bias
Teil 5: Gambler's Fallacy
Welcher Anlegertyp sind Sie? Machen Sie den Test mit unserem Investment-Profiler.
Artikel teilen
30. Oktober 2024
«Die US-Wahlen lassen niemanden kalt»
Die Parolen im US-Präsidentschaftswahlkampf lassen fürs Jahr 2025 eine expansivere Geldpolitik und mehr Wirtschaftswachstum in der grössten Wirtschafts- und Finanzmacht der Welt erwarten. Das Zünglein an der Waage spielt aber der Arbeitsmarkt und die damit zusammenhängende Inflationsentwicklung.
Abonnieren Sie #hblasset
Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie kostenlos unseren #hblasset Anlageservice für private Investor:innen digital per E-Mail oder als Magazin per Post.