Zentralbanken nehmen in der Corona-Krise eine sehr wichtige Rolle ein
Zinssatzsenkungen durch die Zentralbanken sind ab einem Leitzins von 0% wenig zielführend. Es sollten vielmehr andere geldpolitische Instrumente für Liquidität am Markt sorgen.
25. März 2020
Wie bereits an anderer Stelle vermerkt, hat die Krise rund um das Coronavirus die Bedeutung einer aktiven Geld- und Fiskalpolitik noch einmal akzentuiert. Dabei wurde bereits seit längerer Zeit und von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen, dass die wichtigsten Zentralbanken mit der gängigen Geldpolitik keine neuen Impulse zu setzen vermögen. Nachdem in den letzten Wochen auch die amerikanische Fed und die Zentralbank Australiens ihre Leitzinsen gegen 0% gesenkt haben, sind weitere Zinssatzsenkungen wohl nun wenig zielführend. Alternative geldpolitische Konzepte sind gefragt.
Dabei sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Zentralbanken dann für positive wirtschaftliche Impulse sorgen, wenn sie den Finanzmärkten und den übrigen Wirtschaftsakteuren mehr Geld zur Verfügung stellen. Dafür müssen sie die Gelder auf der Passivseite ihrer Bilanz entsprechend erhöhen. Normalerweise erfolgt dies, in dem die Nationalbanken ihre Gelder zu günstigeren Konditionen als am Markt bezahlt wird, anbieten. Es wird also für das Bankensystem attraktiver diese Gelder abzurufen. Wenn aber die Geschäftsbanken aktuell sogar bereit sind der Nationalbank etwas zu zahlen – Negativzinsen – dann sind andere Mechanismen zur Geldversorgung gefragt.
In der Schweiz sind dies beispielsweise die Interventionen auf dem Devisenmarkt. Wenn die SNB beispielsweise EUR kauft, dann zahlt sie diese mit den von ihr zur Verfügung gestellten CHF und verlängert auf diese Art und Weise die Passivseite ihrer Bilanz. Sie weiss also, dass sie dem Bankensystem mehr CHF zur Verfügung gestellt hat.
Neben Interventionen könnte eine Zentralbank aber auch andere Marktaktivitäten ausführen. Möglich wäre auch am Aktien- oder am Obligationenmarkt aktiv zu werden. Besonderes Augenmerk liegt aktuell in vielen Volkswirtschaften auf dem Obligationenmarkt und da vor allem auch auf dem Markt für Staatsobligationen. In der aktuellen von Unsicherheit geprägten Situation, in der keine Bank Risiken eingehen kann und/oder will, kommen viele Länder zum Schluss, dass gerade staatliche Aktivitäten – wie beispielsweise die Unterstützung für das Gesundheitssystem und die kleineren Unternehmen - gefragt sind. Dies führt zu höheren Staatsausgaben. Die Zentralbanken kaufen dann wiederum diese Papiere und helfen so diese Projekte zu finanzieren. Ein Konzept, das oft auch Modern Monetary Theory (MMT) genannt wird.
Die Vorteile dieses Vorgehens liegen in der aktuellen Situation auf der Hand. So können auf die Schnelle viel grössere Beträge zur Lösung von Problemen zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig ist allerdings zu berücksichtigen, dass auf diese Art und Weise natürlich die Regulierung über den Preis sprich die Zinsen ausgehebelt wird. Das kann zu Fehlallokationen führen. Insbesondere für institutionelle Investoren, wie Versicherungen oder Pensionskassen, kann dies über kurz oder lang zu einem Problem werden.
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