Würgegriff der Politik? Wie sich die politischen Fragestellungen auf die Finanzmärkte auswirken
Regionalpolitische Fragestellungen dürften in den kommenden Monaten viel Medienpräsenz erhalten – deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte schätzen wir aber als eher gering ein.
28. Juli 2022
Über weite Teile der ersten Jahreshälfte 2022 wurde die Agenda an den internationalen Finanzmärkten dominiert durch Themen wie die Corona-Krise, die sich daraus ergebenden globalen Lieferkettenprobleme sowie die Inflationsentwicklung. Auch der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat das Geschehen im letzten halben Jahr klar dominiert. In erster Linie sind es aber die daraus abgeleiteten Schlüsse der Zentralbanken, die das Marktgeschehen im ersten Halbjahr 2022 trieben.
In den letzten Wochen hat sich die politische Agenda deutlich aufgefächert. Es haben sich eine Vielzahl kleinerer politischer Brandherde ergeben, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl nur auf das regionale Geschehen der entsprechenden Finanzmärkte auswirken. Weder die italienische Regierungskrise, die in den letzten Wochen in der Demission von Herrn Draghi als Regierungschef gipfelte und in Italien zu Neuwahlen führt, noch der Rücktritt des durch mehrere Skandale belasteten britischen Premierministers Boris Johnson dürften in den Augen der meisten Marktbeobachter zu einem Flächenbrand führen. Die politische Realität in Italien ist geprägt von Rücktritten, Um- und Neubildungen und wohl auch von Parlamentswahlen. Wohl werden Anlagen in italienische Finanzwerte einem «Stress-Test» unterzogen, Auswirkungen auf die weltweiten Finanzmärkte haben sie aber kaum.
Ähnliches lässt sich zu den politischen Diskussionen rund um die konservative Partei in England sagen. Nicht zuletzt aufgrund des Brexit ist und bleibt dies weitgehend ein Thema für England und die englischen Finanzmarktakteure. Bleiben in diesem Superwahljahr die Diskussionen rund um die Mid-Term Wahlen in den USA. Die globale mediale Bedeutung dieser Wahl ist wie immer gross. Anlässlich dieser Wahl werden denn auch alle 435 Sitze des US-Repräsentantenhauses und ein Drittel der 100 Senatoren neu gewählt. Gemäss den jüngsten Umfragen ist die Begeisterung der US-Amerikaner mit der aktuellen Regierung unter Biden alles andere als überwältigend. Es ist denn auch mit herben Verlusten der demokratischen Partei zu rechnen. Während das Repräsentantenhaus mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit republikanischer Abgeordneter zählen wird, ist das Rennen um die Vormachtstellung im Senat noch nicht entschieden. Die Regierung Biden kämpft gegen die schwierige Situation der US-Wirtschaft mit sinkenden Wachstumszahlen, respektive hoher Inflation und einer wenig dynamischen Regierungsarbeit. Dennoch lässt sich festhalten, dass in den letzten Jahren der US-Präsident in den seltensten Fällen auch auf die ungeteilte Unterstützung des Parlamentes nach den Midterm-Wahlen zählen konnte. Auch wenn politische Fragestellungen in den kommenden Monaten viel Medienpräsenz erhalten werden, dürften die Auswirkungen eher gering und bestenfalls regional begrenzt ausfallen.
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