Wird sich Europa von den Vereinigten Staaten abkoppeln?

Wir erwarten einen nur begrenzten Kontinentaldrift zwischen den USA und Europa und den übrigen Wirtschaftsblöcken.

30. April 2024

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Ausgehend von der unterschiedlichen konjunkturellen Dynamik der USA, von Europa und der Schweiz ist es in den letzten Wochen zu ungleichen Entwicklungen an den Zinsmärkten gekommen. Während die EUR-Zinsen in den letzten Wochen nur sehr moderat angestiegen sind und die SNB anlässlich ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung von Mitte März die Leitzinsen sogar um 25 Bps gesenkt hat, sind die USD-Zinsen insbesondere für kurze Laufzeiten innert kürzester Frist wieder auf die Niveaus aus dem letzten Herbst angestiegen. Verschiedentlich wurde in der Folge die Meinung geäussert, dass diese Entwicklung einer Entkopplung des europäischen und des amerikanischen Finanzmarkts gleichkomme. Wir teilen diese Einschätzung nur bedingt:

1) Das Gros der Unternehmen, die in den grossen Aktienindizes führt werden, sind global tätig. So profitieren auch grosse Unternehmen aus der Schweiz von einem guten Geschäftsgang in den USA. Dies sollte sich in der Folge über kurz oder lang dann auch im Aktienkurs dieser Unternehmen widerspiegeln und umgekehrt.

2) Ganz allgemein lässt sich auch festhalten, dass die internationale wirtschaftliche Verflechtung in den letzten Jahren ein Ausmass erreicht hat, dass eine weitgehende Entkoppelung der verschiedenen Wirtschaftsblöcke unwahrscheinlich erscheinen lässt. Stichworte dazu sind die internationalen Aussenhandelsströme und die internationalen Zahlungsströme. Für die Finanzmärkte bedeutet dies, dass sie ausgleichende Wirkung übernehmen müssen mit den entsprechenden Folgen für die Finanzmärkte.

3) Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren deuten darauf hin, dass es zu einer Annäherung der Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten kommen könnte. Während die Stimmungsindikatoren sogar aus Deutschland in der Tendenz positiv überraschen konnten, sind beispielsweise die US-BIP-Zahlen für das erste Quartal unter den Erwartungen der Finanzmärkte ausgefallen.

Ganz abgesehen davon, dass sich in den letzten Jahren eine Entkoppelung der Finanzmärkte bestenfalls temporär eingestellt hat, rechnen wir auch in der aktuellen Situation nur mit einer begrenzten Emanzipation des europäischen Finanzmarkts von den USA. Auch in der Zukunft wird es also für Investorinnen und Investoren Sinn machen, zumindest mit einem halben Auge die wirtschaftliche Situation in den USA zu beobachten. Nicht nur bleibt der US-Konsument die treibende Kraft hinter dem Weltwirtschaftswachstum, auch seitens der Finanzmärkte, sei es beispielsweise über die Geldpolitik der US-Fed oder die Aktienbewertungen, werden wesentliche Änderungen aus den USA für die verschiedenen Finanzmarktaktiva erwartet. In Zukunft wird sich die Wirtschaft der USA und von Europa weitgehend im Gleichschritt bewegen. Zwar sind die beiden Wirtschaftsblöcke zu Beginn des Jahres 2024 leicht aus dem Takt gefallen. Diese Entwicklung dürfte sich bereits in den nächsten Monaten wieder relativieren. Für die Geldpolitik bedeutet dies, dass eine Angleichung der Zinsen von den aktuellen Niveaus zu erwarten ist.

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