Trump, Merz und konjunkturelle Aufholeffekte für Europa
Wegen der erratischen US-Politik haben sich die Reihen in Europa schnell geschlossen. Dies und die Wahlen in Deutschland dürften positive Effekte auf die Finanzmärkte haben.
7. März 2025

Politische Unsicherheiten dominieren aktuell die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten. Dabei hat die in vielerlei Hinsicht erratisch anmutende US-Zollpolitik auch einen Effekt auf die internationale politische Arena. Unabhängig von der offenen Frage, welchen Nutzen die aktuelle Position der US-Politik auf die Weltwirtschaft haben soll und wieso gerade zum jetzigen Zeitpunkt eine isolationistischere US-Politik diesem Land zu grösserer Bedeutung verhelfen möge, stellen wir fest, dass sich aktuell gerade auch in Europa das politische Klima ändert.
Zum einen scheinen die politischen Entscheidungsträger in Europa stärker geeint als sie dies über weite Teile der letzten Jahre waren. Die Erkenntnis, dass die aktuelle US Politik wenig Konstruktives für Europa bringen dürfte, scheint dazu geführt zu haben, dass sich die politischen Reihen in Europa in Rekordzeit geschlossen haben oder aber schliessen mussten.
Geholfen hat mit Sicherheit auch, dass die forcierte Kanzlerwahl in Deutschland zu einem Richtungswechsel der politischen Agenda führen dürfte. Eine Entwicklung, die angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Bedeutung von Deutschland nicht unterschätzt werden darf. Selbstverständlich hat die Kanzlerwahl in Deutschland zu einer Stärkung der politischen Parteien am linken und rechten politischen Rand geführt. Gleichzeitig ist aber auch der Medianwähler also die Wahlstimme, die letztendlich bestimmt, welcher politische Kurs gefahren wird, in wirtschaftsfreundlicheres Territorium gewandert. In diesem Sinne dürfte es dem designierten Kanzler Merz sogar einfacher fallen, eine belastbare Regierung zu formen.
In der Kombination ergeben sich für Europa verhältnismässig konstruktive konjunkturelle Aussichten. Aber auch für die europäischen Finanzmärkte sind dies im Grundsatz positive Nachrichten. Kommt hinzu, dass die gegenwärtige konjunkturelle Situation recht verheissungsvoll aussieht. So sind die finanziellen Voraussetzungen der privaten Konsumenten in Europa in der Summe besser als sie dies über weite Strecken der letzten Jahre waren. Einzig während der Phase von Corona im Jahr 2020 konnten die Konsumenten in Europa eine grössere Überschussersparnis anhäufen. Sollte es beispielsweise mit den geänderten politischen Mehrheitsverhältnissen in Deutschland bei Konsumenten und Produzenten zu einer positiveren Grundstimmung kommen, besteht durchaus die Möglichkeit, dass es zu einem konjunkturellen Aufholeffekt kommen könnte, und zwar gleichermassen bei den Investitionen der Konsumenten und der Produzenten.
Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass gerade in den letzten Monaten in vielen Unternehmen einschneidende Massnahmen erfolgt sind. Während die europäischen Aktienmärkte in den ersten Wochen 2025 zweistellige Kursgewinne verzeichnen können, ist der US Leitindex Dow Jones bis und mit Ende Februar lediglich rund 3,5 Prozent im Plus.
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7. März 2025
«So einheitlich hat man Europa seit Monaten nicht gesehen»
Die trumpsche US-Politik hat Europa deutlich geeint, aber auch die Wahlen in Deutschland zu wirtschaftsfreundlicher Politik hoben die Stimmung an den Finanzmärkten an. Mehr im Video mit Anlagechef Reto Huenerwadel.
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