Kriegs- und Inflationsgespenster treiben auf den Rohstoffmärkten ihr Unwesen
Die wegen des Ukraine-Kriegs verhängten Russlandsanktionen treiben Rohstoffpreise in die Höhe und bringen Venezuela und sein autoritäres Regime wieder ins Spiel.
6. Mai 2022
Die letzten Wochen und Monate brachten für alle Teilnehmer an den internationalen Finanzmärkten eine grundlegend neue Entwicklung. Nach Jahren mit anhaltend tiefem Preisdruck ist das Inflationsgespenst wieder erwacht. Es ist eine Kumulation von verschiedenen Einflüssen, die zu dieser Entwicklung geführt haben.
Im Nachgang zur Corona-Krise waren es Preisanstiege auf den Märkten für Vorleistungen verschiedener Art aber auch geänderte Nachfragemuster, die in einzelnen Güterbereichen für substantiellen Preisdruck gesorgt haben. Mit der Invasion von Russland in der Ukraine und den sich daraus ergebenden Sanktionen gegenüber Russland verzeichneten vor allem die Preise für natürliche Ressourcen zum Teil heftige Preisanstiege.
Auch wenn es hier zuletzt zu einer gewissen Stabilisierung beispielsweise der Öl- und der Stahlpreise gekommen ist, hallen die substantiell höheren Preise nach. Am Beispiel der Ölpreise lässt sich die Komplexität der global vernetzten Welt darstellen.
Ölförderung substantiell erhöhen
Wer hätte Anfang 2022 gedacht, dass beispielsweise das autoritäre Regime in Venezuela innert kürzester Frist wieder als Verhandlungspartner geschätzt wird. In den letzten Wochen hat die venezolanische Regierung angekündigt, dass sie bis zum Ende 2022 die Ölförderung substantiell erhöhen wolle.
Zwar trifft es mit Sicherheit zu, dass die Infrastruktur zur Ölförderung in diesem Land nicht mehr den neuesten Standards entspricht. Da aber Venezuela noch vor Saudi-Arabien die weltweit grössten Erdölreserven aufweist, sind die Akteure an den Finanzmärkten dennoch hellhörig geworden. In der Zwischenzeit gibt es denn auch einige Marktbeobachter, die nicht mehr mit einem langfristigen Engpass beim Öl rechnen.
Hohe Preise begünstigen Substituierung
Bei der Diskussion um Öl ist aber auch bereits jetzt festzustellen, dass die hohen Ölpreise den bereits seit einigen Quartalen anhaltenden Trend der Substituierung von fossilen Brennstoffen hin zu alternativen Energiequellen zusätzlich befeuern. Dies gilt für die privaten Haushalte und die Unternehmen gleichermassen. Auch wenn wir mit einer Stabilisierung und wohl sogar rückläufigen Inflationsraten rechnen, bleibt die Preisentwicklung vorerst ein zentrales Thema.
Da in allen Umfragen sowohl die Arbeitslosenrate als auch die Inflation in der Regel als die grössten volkswirtschaftlichen Probleme erachtet werden, lohnt es sich einen Blick auf die Kombination dieser beiden Indikatoren in der Form des sogenannten Misery-Index zu werfen. Dabei stellen wir zwar fest, dass dieser in den letzten Monaten in den wichtigsten Volkswirtschaften deutlich angestiegen ist, dass er sich aber auch weiterhin im Bereich des langfristigen Niveaus bewegt.
Artikel teilen
30. Oktober 2024
«Die US-Wahlen lassen niemanden kalt»
Die Parolen im US-Präsidentschaftswahlkampf lassen fürs Jahr 2025 eine expansivere Geldpolitik und mehr Wirtschaftswachstum in der grössten Wirtschafts- und Finanzmacht der Welt erwarten. Das Zünglein an der Waage spielt aber der Arbeitsmarkt und die damit zusammenhängende Inflationsentwicklung.
Abonnieren Sie #hblasset
Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie kostenlos unseren #hblasset Anlageservice für private Investor:innen digital per E-Mail oder als Magazin per Post.