Die Logik der Marktkorrektur – oder: Wieso wir Kursturbulenzen am besten aussitzen
Wer Phasen mit stark fallenden Aktienkursen aussitzt, schneidet im Schnitt besser ab als jemand, der Korrekturphasen partout meiden will. Das dürfte auch jetzt wieder der Fall sein.
30. Juni 2022
Im Zuge der ständig steigenden Zinsen sind die Aktienmärkte in den letzten Monaten deutlich unter Druck gekommen und notieren mittlerweile weit unter ihren historischen Höchstständen. Besonders getroffen hat es Aktien, die in den vergangenen Jahren die grössten Kursgewinne erzielen konnten. Im Vordergrund standen dabei Titel aus dem Technologie- und Gesundheitssektor, deren Bewertung traditionell weniger mit dem Konjunkturzyklus einhergeht.
In der Korrektur des ersten Halbjahres 2022 sind die Kursverluste in der Summe zwar substantiell ausgefallen. Sie haben sich aber eher schleichend aufgebaut und entsprachen weniger dem Muster eines kurzen und heftigen Wertzerfalls. Das war ein Hauptmerkmal der Korrektur. Es lässt sich daran erkennen, dass die Volatilität an den internationalen Aktienmärkten im Vergleich zu anderen Phasen der Börsenkorrektur zwar anhaltend hohe Werte, aber keine absoluten Rekordstände verzeichnet hat.
Ausgeprägte Gegenbewegungen nach Korrekturphasen
Der Grund für diese Entwicklung liegt wohl darin, dass in erster Linie höhere Zinsen und damit höhere Diskontierungsfaktoren gerade bei den traditionell stolz bewerteten Technologieaktien zu Bewertungsanpassungen geführt haben. Auf den aktuellen Bewertungsniveaus stellen sich dann auch die Fragen: Werden die Diskontierungsfaktoren weiter ansteigen und wenn ja, in welchem Ausmass? Sind die Bewertungen nach der jüngsten Kurskorrektur angemessen?
Die Suche nach Antworten darauf ist eigentlich müssig. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen nämlich, dass Aktieninvestoren mit einer langfristigen «Buy and hold»-Strategie am besten bedient sind. So hat man festgestellt, dass in den Tagen unmittelbar nach starken Korrekturphasen ausgeprägte Gegenbewegungen stattfinden können. Wer die ersten Tage einer Gegenbewegung verpasst, verliert schnell mal zehn Prozent zum Vergleichsindex.
Kein nervöses Raus und Rein
Die Verhaltensökonomie hat beobachtet, dass Investoren nach Korrekturphasen meist erst (zu) spät wieder in Aktien einsteigen. Die kurzen und ausgeprägten Gegenbewegungen verpassen sie damit beinahe systematisch. Zudem hat man wiederholt beobachtet, dass Anlegerinnen und Anleger Börsengewinne (zu) schnell realisieren. Auch in diesen Situationen ergeben sich vielfach hohe Kursverluste gegenüber einem Referenzindex.
Wer zu schnell Kursgewinne realisiert und zu spät reinvestiert, schneidet deshalb in der Regel deutlich schlechter ab als Anlegerinnen und Anleger, die die Wendepunkte an den Märkten einfach aussitzen. In unseren Augen gibt es auch im aktuellen Börsenumfeld bessere Arten des Risikomanagements als das nervöse Raus und Rein. Zum Beispiel über eine sorgfältige Diversifikation oder über den Einsatz systematischer Volatilitätsstrategien (mehr dazu hier).
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