Der CHF im Auge des Finanzmarktsturmes

Der CHF hat sich stark aufgewertet. Betrachtet man jedoch den inflationsbereinigten, realen Wechselkurs resultiert nur eine Aufwertung von rund 10% gegenüber den Handelswährungen.

4. Mai 2023

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Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Inflationsraten lässt sich festhalten, dass sich der CHF gegenüber den übrigen wichtigen Handelswährungen auf realer Basis nur geringfügig verändert hat.

Im Rahmen der Verunsicherung der Finanzmärkte hat in den letzten Wochen und Monaten der CHF weiter an Wert gewonnen. Der von der SNB ausgewiesene aussenhandelsgewichtete CHF-Wechselkursindex ist in den letzten Wochen auf einen Rekordwert angestiegen. Gerade gegenüber dem USD hat der CHF in der letzten Zeit substanziell an Wert gewonnen. Während dieses Währungspaar noch zu Beginn des letzten Novembers über der Parität und damit einem Wert von mehr als 1.00 notierte, ist der entsprechende Wert in den letzten Wochen sogar unter die Marke von 0.90 gefallen.

Ab jenem Zeitpunkt, an dem sich abgezeichnet hat, dass die US-Fed moderatere Zinserhöhungen durchführen wird, ist es damit zu Kursverlusten des USD gegenüber dem CHF gekommen. Es scheint, dass die Erwartung auf eine Stabilisierung der Zinsdifferenz zwischen USD- und CHF-Geldmarktzinsen zu diesen Kursrückschlägen in USDCHF geführt hat. Wie immer in solchen Phasen ist die Erklärung schnell und offensichtlich. Je grösser die Zinsdifferenz desto eher lohnt es sich in die Währung mit den höheren Zinsen zu investieren und diejenige Währung mit den tieferen Zinsen zu verkaufen.

Auf diese Art und Weise können Investoren die Zinsdifferenz einstreichen und gegebenenfalls von der Wechselkursentwicklung profitieren, heisst es. Es ist dies das traditionelle «Carry»-Argument. Im Falle der beschriebenen Entwicklung in USDCHF geht es dabei weniger um die effektive Ausprägung der Zinsdifferenz als vielmehr um die Erwartung seitens der Finanzmärkte, dass es zu einer baldigen Verringerung dieser Zinsdifferenz kommen könnte. 

Auch wenn dieses «Carry»-Argument über weite Perioden an den Finanzmärkten Gültigkeit hat, gilt es dieses Prinzip mit grösster Vorsicht anzuwenden. Entsprechend der Kaufkraftparitätentheorie und in der Folge der Zinsparitätentheorie, lässt sich eben auch argumentieren, dass jene Volkswirtschaften mit höherer Inflation und damit auch höheren Zinsen sich schwächeren Währungen gegenübersehen. Mit anderen Worten lässt sich festhalten, dass gemäss der Zinsparitätentheorie gerade Volkswirtschaften mit einer schwachen Währung einen hohen Zins bezahlen müssen.

Für die Devisenmärkte bedeutet dies, dass zwar in den meisten Fällen das «Carry»-Argument also durchaus Gültigkeit hat, dass es aber aufgrund der Zinsparität wiederholt zu heftigen Gegenbewegungen in genau diesen Währungspaaren kommen kann. Lange akkumulierte Währungsgewinne können sich in der Folge wieder schnell verflüchtigen. Für den CHF wiederum bedeutet dies, dass eine Beurteilung des Aussenwertes des CHF immer auch in Perspektive gesetzt werden muss zum entsprechenden Inflationsniveau. Wenn beispielsweise, wie dies aktuell der Fall ist, die Inflation in der Schweiz tiefer als im Ausland ist, dann relativiert dies die Aufwertung des CHF stark.

Für Produzenten aus der Schweiz bedeutet dies im Umkehrschluss, dass ihre Produktionskosten weniger stark ansteigen als die Produktionskosten in anderen Volkswirtschaften. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Inflationsraten lässt sich deshalb festhalten, dass sich der CHF gegenüber den übrigen wichtigen Handelswährungen auf realer Basis nur geringfügig verändert hat. Der CHF ist und bleibt rund 10% gegenüber den Handelswährungen überwertet.

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