Das neue SNB-Direktorium und die Bedeutung des Schweizer Franken

Die neue Führung der Schweizer Zentralbank rekrutiert sich aus internen Kandidaten, was Stabilität und Konsequenz in der Schweizer Geldpolitik erwarten lässt.

3. Juli 2024

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Aus verschiedenen Gründen kommt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eine besondere Bedeutung zu. Keine zweite Institution der Schweiz kann auch nur annähernd finanziellen Einfluss nehmen. Auch nachdem in den letzten Monaten die Bilanzsumme der SNB leicht reduziert wurde, verharrt sie auf bemerkenswerten Niveaus. Mit rund 500 Milliarden Franken ist diese eine nicht vernachlässigbare Grösse für die Schweiz aber auch international. So ist und bleibt die SNB mit ihrer Aktivseite eine der grössten Investorinnen auf der Welt. Vor diesem Hintergrund erhalten die personellen Anpassungen innerhalb der SNB zusätzliche Bedeutung.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hat sich der aktuelle SNB-Vorsitzende Thomas Jordan entschieden, von seinem Amt als SNB-Präsident zurückzutreten. Als Nachfolger wurden zwei Personen nominiert, die direkt aus der Ausbildung bei der SNB angeheuert haben. So wurde Martin Schlegel auf Vorschlag der SNB vom Bundesrat als neuer SNB-Präsident gekürt und im gleichen Schritt wurde Petra Tschudin als neues Mitglied des SNB-Direktoriums gewählt. Auf Jahre, in denen wiederholt externe Exponenten in das SNB-Direktorium aufgenommen wurden, lässt sich damit mit Fug und Recht sagen, dass in dieser Runde die langjährigen Mitarbeiter bei der Besetzung der offenen Jobs berücksichtig wurden.

In dem Ausmass, in dem sie bereits in der Vergangenheit für die Ausarbeitung der Geldpolitik mitverantwortlich waren, lässt dies eine gewisse Stabilität und Konsequenz in der Geldpolitik der Schweiz erwarten. Gleichzeitig wurde aber in der aktuellen Wahl auch bewusst darauf verzichtet, von aussen neue Gedanken und neue Impulse in das SNB-Direktorium einzubringen. In der Tat sind Martin Schlegel und Petra Tschudin die ersten Mitglieder des SNB-Präsidiums seit Thomas Jordan, die SNB-intern rekrutiert wurden. Wo liegen nun aber die Hauptmerkmale der aktuellen Geldpolitik der SNB? Zentral ist die Unabhängigkeit der SNB. Wie zuletzt in diesem Jahr bewiesen, ermöglicht diese Unabhängigkeit eigenständige geldpolitische Entscheidungen. Diese werden im Rahmen der konjunkturellen Rahmenbedingungen getätigt.

Eine zentrale Rolle spielt dabei immer wieder der Aussenwert des Schweizerfrankens. Dabei ist festzuhalten, dass die Bedeutung des Frankens auf dem Devisenmarkt im Verhältnis zur Wirtschaftskraft der Schweiz ein Vielfaches grösser ist als die vergleichbaren Grössen der übrigen wichtigen Handelswährungen. Diese Situation stellt die SNB immer wieder vor Herausforderungen besonders in Aufwertungsphasen. Die SNB könnte also durchaus versucht sein, mit ihrer Geldpolitik auch den Franken zu beeinflussen. Solche Versuche sind allerdings wenig erfolgsversprechend, da sie angesichts der Grösse des Devisenmarktes bestenfalls einen temporären Effekt haben werden und im schlechtesten Fall von einzelnen grossen Akteuren an den internationalen Devisenmärkten benutzt werden könnten, um die SNB vor sich herzutreiben. Wechselkurspolitik seitens einer Zentralbank ist selten langfristig von Erfolg gekrönt.

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