Was wir vom neuen Mann im Weissen Haus erwarten können

Mit Joe Biden wurde der 46. Präsident der Vereinigten Staaten ins neue Amt eingeführt. Jetzt gilt es für die neu formierte Regierung, schnell die politische Agenda zu setzen.

27. Januar 2021

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Es wird wohl niemanden überraschen, wenn Präsident Biden mit seinem Programm im Grossen und Ganzen da anknüpfen wird, wo die frühere Regierung Obama im Januar 2017 aufgehört hat. (Bild: Adobe Stock)

Die ganz grossen neuen Impulse für die Finanzmärkte haben uns über die Feiertage nicht erreicht. Neben den anhaltenden Sorgen um das Coronavirus und seine Mutationen waren es in erster Linie die Bilder aus den USA, die uns länger in Erinnerung bleiben werden. Ende Januar lässt sich aber festhalten: Es ist vollzogen! Die USA haben sich nach langem Hin und Her und mit vielen zum Teil schrillen Nebentönen zu einer neuen politischen Führung durchgerungen. Entgegen vielen Unkenrufen und unter Fanfarenklängen wurde dieser Tage der 46. Präsident der USA, Joe Biden, ins neue Amt eingeführt. In vielerlei Hinsicht ähnlich bedeutsam ist aber, dass künftig sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus unter der Führung der Demokraten stehen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Ideen und Vorschläge aus dem Weissen Haus auch ohne Umwege und viel schneller realisiert werden können als beispielsweise während der zweiten Amtszeit von Barack Obama. 

Für was steht nun die neue US-Regierung unter Joe Biden? Wir erinnern uns zurück: Im Präsidentschaftswahlkampf hat der damalige Kandidat Biden versucht, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und damit die Schlagzeilen fast gänzlich Donald Trump zu überlassen. Selbst die Senatswahlen im Bundesstaat Georgia von Anfang Januar standen immer noch ganz im Zeichen des Präsidentschaftswahlkampfes. Jetzt gilt es für die neu formierte Regierung Biden, schnell die politische Agenda zu setzen und auch inhaltlich diese Themen zu füllen. Es wird wohl niemanden überraschen, wenn Präsident Biden mit seinem Programm im Grossen und Ganzen da anknüpfen wird, wo die frühere Regierung Obama im Januar 2017 aufgehört hat. Dies gilt genauso bei ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Themen.

Was das konkret bedeutet, wird dieser Tage schnellklar. So wurde bereits eine Rückkehr der USA zum Pariser Klimaabkommen umgehend eingeleitet. Auch der Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist gestoppt und zu guter Letzt wurde von der neuen Regierung ein milliardenschweres Hilfspaket für die Wirtschaft geschnürt. Die neue Finanzministerin Janet Yellen hat denn auch die Meinung vertreten, dass es angesichts der Herausforderungen rund um die Corona-Pandemie wenig Sinn mache, wenn sich der amerikanische Staat gerade jetzt mit finanziellen Hilfen rückhalte. Für die Finanzmärkte bedeutet dies, dass auch die kommenden Monate von grosszügigen Finanzhilfen des US-Staats geprägt sein werden. Während noch im Wahlkampf von verschiedenen Finanzmarktakteuren – oft der Regierung Trump nahe stehend – die Meinung vertreten wurde, dass sich eine Regierungsänderung negativ auf die Aktienmärkte auswirken würde, ist von dieser Entwicklung bisher nichts zu sehen. 

Klare Kursavancen

Im Gegenteil: Der Tag der Inauguration der Regierung Biden brachte neue historische Höchststände an den US-Börsen. Da in den aktuellen Börsenbewertungen immer auch die Erwartungen abgebildet werden, lässt sich festhalten, dass die Märkte durchaus positiv in die nächsten Jahre schauen. Dies gilt für Tech-Titel aber auch für zyklische Unternehmen. Für Beobachter der Finanzmärkte ist dies jedoch keine Überraschung, da die Aktienbörsen auch in Zeiten der letzten demokratischen Präsidenten Obama und Clinton klare Kursavancen erzielen konnten. 

Neben den positiven Erwartungen in weiten Teilen der Welt darf nicht vergessen werden, dass die USA auch unter der neuen Regierung vor grossen Herausforderungen stehen. Neben den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind es in erster Linie die ethnischen Spannungen, die ökologischen und die sozialen Herausforderungen, die auch die politische Agenda im Rest der Welt prägen. Wie alles in den USA werden auch diese Themen stark medial inszeniert. Zudem besteht die Möglichkeit, dass neben der republikanischen auch die demokratische Partei und ihre Wähler wieder stärker in politische Richtungskämpfe verstrickt werden, jetzt da deren erstes grosse Ziel – die Verabschiedung von Donald Trump – erreicht wurde. Zu guter Letzt ist auch davon auszugehen, dass sich gegenüber China die Position der neuen US-Regierung nur unwesentlich ändern wird. Die Tonalität mag konzilianter sein. In der Sache bleibt der Spielraum begrenzt. Das hat sich auch mit dem Regierungswechsel nicht geändert.

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