In Europa sind die Bullen los
Die europäischen Finanzmärkte haben einen Blitzstart ins neue Jahr hingelegt. In den USA werden die Erwartungen nach unten angepasst.
7. März 2025

Am europäischen und Schweizer Aktienmarkt dominieren derzeit die Bullen das Geschehen. In den USA hingegen sorgten neue Inflationserwartunen vorerst für ein Ende des Trump-Rallyes. (Bild: Adobe Stock (KI))
So lässt sich beispielsweise festhalten, dass gerade zum Jahresanfang viele institutionelle Investoren finanzielle Eingänge verzeichnen können. Diese Finanzmittel müssen in der Folge angelegt werden. Für festverzinsliche Anlagen bedeutet dies, dass es zum Jahresbeginn zu einer Vielzahl von Neuemissionen kommt. In diesem Sinne war das Jahr 2025 gerade auch für den CHF-Kapitalmarkt keine Ausnahme. Obligationen mit unterschiedlichsten Charakteristiken wurden in den ersten Wochen des Jahres am CHF-Obligationenmarkt aufgelegt. Besonders aufgefallen sind dabei eine Vielzahl von Emissionen von Finanzinstituten aus der Schweiz. Angesichts der Neustrukturierung des Bankenmarktes in der Schweiz nach der Credit Suisse Übernahme durch die UBS, hat dies offensichtlich auch für den Rest des Bankenmarktes der Schweiz Implikationen auf den optimalen Finanzierungs-Mix. Für die internationalen Aktienmärkte wiederum bedeutete dieser Nachfrageüberhang, dass viele Aktien in den vergangenen Wochen gut gestützt waren.
Konsumenten und Geldpolitik stützen
Unterstützt wurde die weitgehend positive Entwicklung an den Finanzmärkten auch durch das makroökonomische Umfeld der letzten Monate, welches sich zum wiederholten Male robuster als zunächst erwartet darstellt. Es sind in erster Linie die privaten Konsumenten, die international von tiefen Arbeitslosenraten und in der Konsequenz von soliden Einkommen profitieren. Aber auch die expansivere Geldpolitik des letzten Jahres scheint zunehmend positive Effekte zu haben. Dies lässt sich nicht zuletzt am Beispiel der Schweiz erkennen, wo sich im Verlauf der letzten Monate die Werte der Einkaufsmanager-Indizes deutlich von den Tiefstwerten lösen konnten.
Allerdings ist es im Zuge der beschriebenen wirtschaftlichen Entwicklungen im Verlauf der ersten Wochen des Jahres 2025 auch zu einer Anpassung der Zinserwartung gekommen. Während noch im vergangenen Jahr das Gros der Finanzmarktteilnehmer von einem deutlich expansiveren geldpolitischen Umfeld ausgegangen ist, haben sich diese Erwartungen in den letzten Wochen deutlich relativiert. Der bessere private Konsum und vor allem die gehalten hohen Inflationsraten und vor allem die veränderten Inflationserwartungen führten dazu, dass für die USA in den kommenden Monaten keine weiteren Zinssatzsenkungen mehr erwartet werden. Stand zu Beginn des Monats März ist, dass an den Finanzmärkten für das Gesamtjahr 2025 nur mit maximal zwei Zinssatzsenkungen in der zweiten Jahreshälfte gerechnet wird.
Aufgrund der grossen Bedeutung der Inflationserwartungen bei der Ausgestaltung der Geldpolitik und den jüngsten Anpassungen dieser Inflationserwartungen in den USA, macht es Sinn, auf diese Entwicklung ein spezielles Auge zu werfen. Dabei fällt auf, dass gerade diese Inflationserwartungen ein Abbild der aktuellen gesellschaftlichen Situation in den USA darstellen. Dies überrascht wenig, denn der US Präsidentschaftswahlkampf wurde stark mit volkswirtschaftlichen Schlagworten wie Importzöllen und Inflationsbekämpfung geführt. So war es Präsident Trump ein Anliegen, schnell tiefere Inflationsraten herbeizuführen. Ebenso wenig überraschend ist jetzt, dass die tiefe Gespaltenheit der US-Gesellschaft zu diametral entgegen gesetzten Inflationserwartungen führt. Dies lässt sich gut am Beispiel der Inflationsumfrage der Universität von Michigan für das nächste Jahr darstellen. Während die Wählerschaft, die den Demokraten nähersteht und die unabhängigen Wähler im Januar mit zum Teil deutlich höheren Inflationsraten rechnen, erwarten die konservativen Wähler in den USA ein Absinken der Inflation gegen Null. Im Mittel würde sich daraus weitgehend unveränderte Inflationserwartungen geben.

Aktienmärkte im Vergleich (indexiert in CHF (100=01.01.2025)): Seit Anfang Jahr entwickelten sich die Aktien in Europa und in der Schweiz deutlich besser als amerikanische Aktien. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management, Daten per 03.03.2025)
Höhere Inflation in den USA
Aufgrund der weiterhin positiven Entwicklung am US-Arbeitsmarkt rechnen wir mit mittelfristig höheren Inflationsraten in den USA. Allerdings besteht in unseren Augen die Möglichkeit, dass tiefere Energiepreise in den kommenden Monaten einen dämpfenden Effekt auf die Inflation in den USA haben könnten. In diesem Sinne erachten wir die geänderten Zinserwartungen in den USA als gerechtfertigt an. Für die Finanzmärkte ist es aber mit Sicherheit beruhigend festzuhalten, dass im Falle eines konjunkturellen Notfalles zumindest in den USA die Möglichkeit besteht, dass weitere Zinssenkungen erfolgen können.
Leicht anders stellt sich aktuell die geldpolitische Situation in Europa dar. Diese ist weiterhin stark beeinflusst von unterkühlten Konjunkturzahlen aus Zentraleuropa und insbesondere Deutschland. Angesichts weiterhin tiefer Inflationsraten bestehen berechtigte Hoffnungen auf weitere Zinssatzsenkungen durch die EZB. Für die Schweiz bedeutet dies, dass es auch in unserem Land zu weiteren Zinssatzsenkungen kommen dürfte. Es ist das Argument der SNB, die aus Wechselkursüberlegungen bis auf Weiteres eine gewisse Zinssatzdifferenz sicherstellen will, die für weitere Zinssatzsenkungen gegen Null spricht.
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