Globale Geldpolitik – auf vorgespurten Pfaden

Die Zentralbanken von Japan und der Schweiz leiten geldpolitische Trendwende ein. Andere Zentralbanken dürften mit Zinssenkungen folgen. Für Aktien ist das tendenziell positiv.

27. März 2024

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Die Reaktion der Finanzmärkte auf die Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank fiel verhältnismässig moderat aus. (Bild: Adobe Stock)

Die letzten Wochen brachten für die Finanzmärkte verhältnismässig wenig neue Impulse. Dies liegt in erster Linie daran, dass sich die Saison der Publikationen der Unternehmensergebnisse langsam aber sicher dem Ende zuneigt. Die wenigen Neuigkeiten aber, welche die internationalen Finanzmärkte in den letzten Wochen zu verarbeiten hatten, waren in erster Linie besser als erwartete Konjunkturzahlen insbesondere aus den USA.

Allerdings sind diese positiven Überraschungen weitgehend moderat ausgefallen. Erneut sind es die Konsumenten, die mit erfreulichen Nachrichten aufwarten. Für einmal sind es allerdings weniger die Stimmungsindikatoren, sondern die effektiven Aktivitätsindikatoren im Sinne der Detailhandelsumsätze oder die Registrierung von Neuwagen, die zu überzeugen vermögen.

Sie sind denn wohl auch der Grund, dass die Inflationszahlen auch zum Ende des ersten Quartals 2024 auf erhöhten Niveaus verharren. Für viele Marktbeobachter besonders überraschend sind sie in den USA im letzten Monat sogar noch einmal angestiegen.

Klarere Signale erwartet

In diesem Umfeld haben in den letzten Wochen die wichtigsten Zentralbanken ihre geldpolitischen Entscheidungen getroffen. Nicht ganz überraschend hat das Gros dieser Institute an ihrem jüngsten geldpolitischen Kurs festgehalten.

Auch wenn die Zentralbanken zu Zinssatzsenkungen tendieren und diese mehr oder weniger konkret für die nächsten Monate auch ankündigen, wollen sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch klarere Anzeichen einer konjunkturellen Abkühlung sehen.

Grafik Geldmarkt

Zinsen wichtiger Volkswirtschaften im Vergleich (in Prozent): Während in Japan die Leitzinsen auf 0 Prozent erhöht wurden, hat die SNB den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management | Daten per 22.03.2024)

Japans Börse reagiert mit Avancen

Daneben gibt es aber auch Zentralbanken, die anlässlich ihrer jüngsten Zinssatzentscheidungen bereits wichtige geldpolitische Weichenstellungen vorgenommen haben. So hat die Zentralbank von Japan (BoJ) nach Jahren mit Negativzinsen von dieser Politik Abstand genommen und die Leitzinsen auf Null angehoben.

Gleichzeitig hat sie bekannt gegeben, dass sie sich von ihren Interventionen am langen Ende der JPY-Zinskurve zur Stabilisierung der Zinsen verabschiedet. Sie überlässt den Finanzmarktakteuren die Preisgestaltung entlang der JPY-Zinskurve. Damit ist auch in Japan die Phase der ultra-lockeren Geldpolitik zum Ende gekommen.

Da ein solcher Schritt von den Finanzmärkten seit geraumer Zeit erwartet wurde, bedeuteten auch die einschneidenden Änderungen der geldpolitischen Rahmenbedingungen in Japan keine grossen Verwerfungen für die Finanzmärkte. Im Gegenteil: Gerade der japanische Aktienmarkt reagierte erleichtert und konnte in der Folge weiter zulegen.

Verhaltene Reaktionen in der Schweiz

Etwas anders sieht es für die Schweiz aus. Mit ihrer jüngsten Entscheidung die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 1,5 Prozent zu senken, hat die SNB die Finanzmärkte effektiv auf dem falschen Fuss erwischt. Dass auch in der Schweiz die Reaktion von den Finanzmärkten verhältnismässig ruhig ausfiel, hängt wohl damit zusammen, dass das Ausmass und vor allem auch die Richtung des Zinsentscheids im Sinne einer Zinssenkung von den Finanzmärkten bereits weitgehend vorweggenommen wurden.

Der Zeitpunkt der Ankündigung war allerdings sehr wohl überraschend. Im Grossen und Ganzen hat die SNB die Zinserwartungen der Finanzmärkte also bestätigt. Ob ein solcher Schritt effektiv realpolitische Auswirkungen hat, bleibt abzuwarten. Mit Sicherheit bestätigt er aber ein weiteres Mal die Unabhängigkeit der SNB auch im Kontext der grossen internationalen Zentralbanken.

Es ist die Erwartung von langfristig verhältnismässig tiefer Inflation, die der SNB den vergleichbar frühen Zinsschritt ermöglicht hat. Allerdings lässt die aktuelle Inflationsprognose von beinahe unveränderter Inflation bei rund 1 Prozent für drei Jahre sehr viel Raum für Interpretation.

Zinszyklen sind keine Einzelaktionen

Gemeinsam haben aber die Zinsentscheidungen in Japan und der Schweiz, dass sie eine eigentliche Trendwende nach einer langen Zeit der unveränderten Geldpolitik darstellen. Im Wissen um die langfristige Orientierung der Geldpolitik – keine Zentralbank passt ihre Zinsen aufgrund einer geldpolitischen Laune an – ist davon auszugehen, dass nicht nur seitens der BoJ und der SNB weitere vergleichbare Schritte folgen werden.

Zentralbanken denken typischerweise in Zinserhöhungs- und Zinssenkungszyklen und weniger in einzelnen Zinsschritten. Auch von anderen Zentralbanken ist in den kommenden Wochen und Monaten mit geldpolitischen Anpassungen zu rechnen. Diese dürften dabei eher dem Beispiel der Schweiz als dem Japans folgen und die Leitzinsen auf breiter Front senken. Eine Entwicklung, die in der Regel von den Aktienmärkten mit Wohlwollen aufgenommen wird. Allerdings trifft es auch zu, dass eine vergleichbare Entwicklung von den Finanzmärkten bereits seit längerer Zeit vorweggenommen wird.

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