Die Weltpolitik hält die internationalen Finanzmärkte in Atem

Vor dem Hintergrund des schwächeren Wirtschaftswachstums dürfte die Weltpolitik für Ausrufezeichen sorgen.

15. Januar 2025

Die Weltpolitik hält die internationalen Finanzmärkte in Atem

Die anstehende Präsidentschaft von Donald Trump bleibt für die Finanzmärkte spannend. Welche Auswirkungen letztendlich wirklich auf die Märkte zukommen werden, bleibt abzuwarten. (Bild: Adobe Stock KI)

Wie immer zum Jahreswechsel ist es aus Finanzmarktsicht von Vorteil, sich ein Bild über die wichtigsten Trends der vergangenen Monate zu machen und sich gleichzeitig festzulegen, was die treibenden Kräfte der kommenden Monate sein werden. Wer ohne Überzeugungen an den Finanzmärkten agiert, läuft Gefahr, unvorteilhafte Anlageentscheidungen zu treffen. Vor diesem Hintergrund blüht einem solchen Investor bestenfalls ein durchschnittlicher Anlageerfolg und/oder es werden grössere Risiken als gewünscht eingegangen. Der Jahreswechsel 2024/2025 ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Keine grossen Anpassungen erwartet

In unserer Einschätzung ist seitens der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Vergleich zu den Vorjahren auch im kommenden Jahr nur mit leichten Anpassungen zu rechnen. Angesichts anhaltend hoher Zinsen in den USA und in Europa ist mit einer weiteren Abschwächung der Wirtschaftsdynamik zu rechnen. Auch wenn die Inflationsraten in den letzten Monaten auf tieferen Niveaus konsolidierten, verharren sie in der Nähe der langfristigen Inflationsziele der jeweiligen Zentralbanken. In der Konsequenz ist festzuhalten, dass die Zentralbanken der wichtigsten Volkswirtschaften, auch wenn sie in den letzten Monaten auf einen Zinssenkungszyklus eingeschwenkt haben, aufgrund der Inflationssituation nur moderate Zinssatzsenkungen umsetzen. Einzig in der Schweiz hat die SNB ihren Zinssenkungsspielraum benützt, um grosszügig die Zinsen zu senken. Diese sind in den letzten Monaten auch wieder nahe an ihre historischen Tiefststände gefallen.

Für die wirtschaftliche Grosswetterlage bedeutet dies allerdings, dass das Gros der Zentralbanken im Falle konjunktureller Ermüdungserscheinungen die Zinsen weiter senken und damit für wirtschaftliche Impulse sorgen kann.

Dies ist ein beruhigendes Szenario für die Entwicklung der Finanzmärkte. Wenig spricht aktuell für eine ausgeprägte Rezession. In diesem im Grossen und Ganzen stabilen konjunkturellen Umfeld dürften sowohl die Aktienkurse als auch die Bewertung von Obligationen von weiteren Zinssatzsenkungen der Zentralbanken profitieren können.

Wie immer wird es dabei Sektoren oder sogar ganze Wirtschaftsräume geben, die sich grösseren Herausforderungen gegenüber sehen werden. Dabei besteht die Möglichkeit, dass die konjunkturellen Sorgenkinder der letzten Monate, wie beispielsweise China oder Deutschland, an den Finanzmärkten positiv überraschen können. Während China in der Zwischenzeit mit wirtschaftspolitisch grosser Kelle anrührt und mit unterschiedlichsten Wirtschaftsprogrammen aktiv für Wachstum sorgt, gibt es zuletzt auch aus der deutschen Autoindustrie wieder positivere Signale als auch schon. Nach Seuchenjahren besteht durchaus Aufholpotential.

Grafik Leitartikel (1)

Internationale Bruttoinlandsprodukte im Vergleich (Indexiert (100=01.01.2000): Gemessen am Bruttoinlandsprodukt wachsen die führenden Volkswirtschaften munter weiter und trotzen vorerst der abkühlenden konjunkturellen Dynamik. (Quelle: Bloomberg/Grafik: HBL Asset Management, Daten per 30.09.2024)

Alle Blicke auf die Weltpolitik

Während aktuell wenig Neues aus der Weltkonjunktur berichtet werden kann, sind die Augen vieler Finanzmarktakteure beinahe ausschliesslich auf die Weltpolitik gerichtet. Es ist die zweite Präsidentschaft von Donald Trump, die bereits vor ihrer Inauguration die Finanzmärkte in Atem hält. Neben den bemerkenswerten geopolitischen Statements von Trump zu Grönland, dem Panama-Kanal oder der Integration Kanadas, sind es in erster Linie die angekündigten Zölle auf US-Importe, die weiterhin an den Finanzmärkten für Gesprächsstoff sorgen. Angesichts der vielen politischen Ausrufezeichen ist es nur schwer vorstellbar, dass die politische Agenda keine Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte haben wird. Tatsache ist aber auch, dass die erste Regierung Trump im Rückblick nur einen geringen Einfluss auf das durchschnittliche Wirtschaftswachstum oder die durchschnittliche jährliche Aktienperformance in den USA hatte. Auch wenn dies die Wähler der jeweiligen Präsidentschaftskandidaten selbstverständlich deutlich anders einschätzen, sind die BIP-Wachstumsraten und die durchschnittliche Aktienperformance im Wesentlichen unverändert. Auch im langjährigen Vergleich war diese weitgehend unverändert. Wenn auf der Ebene der Makroökonomie nur kleine Unterschiede festzustellen sind, dürften auf der nächsttieferen Ebene die Unterschiede deutlich ausgeprägter sein. Hier sind denn auch grössere Gewinner und Verlierer der jeweiligen politischen Agenden zu finden. Im Vergleich dazu läuft die anstehende Kanzlerwahl in Deutschland beinahe ruhig ab.

Zu Beginn des neuen Jahres lässt sich also festhalten, dass neben einem allenfalls leicht schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft die Politik für Ausrufezeichen sorgen wird. Die Konsequenz dürfte in den kommenden Monaten eine erhöhte Volatilität in den Finanzmarkt variablen sein. Dies gilt gleichermassen für Zinsen, Wechselkurse und Aktienbewertungen. Dass dabei die grössten und reichsten Unternehmen der Welt besonders im Blickpunkt des Interesses stehen, liegt auf der Hand. Auch wenn diese Firmen in vielen Fällen bemerkenswerte Gewinne schreiben, erachten wir deren Dominanz auf die Finanzmärkte als problematisch. Es besteht die Gefahr, dass die inzwischen hohe Kapitalisierung der grossen Tech-Titel am gesamten Aktienindex für erhöhte Volatilität sorgen wird. In diesem Umfeld versuchen wir besonders sorgfältig über Länder, Sektoren und Unternehmen zu diversifizieren. Auch sind wir bemüht, das Gewicht der grössten Unternehmen in unseren Portfolios zu begrenzen.

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