Die hohe Inflation macht dem bisherigen Finanzjahr 2022 einen Strich durch die Rechnung
Die Inflationsraten erreichen Niveaus, die seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr zu beobachten waren. Die Schweiz trifft es wegen der starken Währung weniger hart als andere Länder.
5. September 2022
Anfangs des dritten Quartals können wir festhalten, dass das Jahr 2022 bisher für die internationalen Finanzmärkte einige bemerkenswerte Entwicklungen gebracht hat. Im Zentrum steht dabei mit Sicherheit der starke Anstieg der Inflation auf Niveaus, wie sie zuletzt vor rund einem halben Jahrhundert beobachtet werden konnten. Es ist die Verkettung einer Vielzahl von Faktoren, die in den letzten zwölf Monaten zu den deutlich höheren Preisen geführt hat.
Nachfrageseitig haben die Lockerungsmassnahmen nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen bei vielen Dienstleistungen wie Tourismus oder Gastgewerbe zu einer deutlich höheren Dynamik seitens der Konsumenten geführt. Angebotsseitig haben in erster Linie die gestiegenen Energiekosten sowie die anhaltenden Herausforderungen in verschiedenen Produktionsketten höhere Produktionskosten verursacht. Die geo- und wirtschaftspolitischen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine haben diese Entwicklungen zusätzlich akzentuiert.
Der starke Anstieg der Preise ist dementsprechend ein Phänomen, das rund um den Globus zu beobachten ist. Unterschiedliche strukturelle und geldpolitische Rahmenbedingungen in den verschiedenen Volkswirtschaften führen zwar zu unterschiedlich hohen Inflationsraten, allerdings haben die wichtigsten Volkswirtschaften der Welt allesamt mit höheren Inflationsraten zu kämpfen.
Fed-Chef Powell lässt Zinsen steigen
In diesem Umfeld haben sich Ende August die Vertreter der wichtigsten Notenbanken in den Vereinigten Staaten zur jährlichen Jackson-Hole-Konferenz eingefunden. Angesichts der hohen Inflation und den zuletzt substantiellen Zinserhöhungen der Zentralbanken rund um den Globus liegt die Bedeutung der diesjährigen Konferenz auf der Hand.
Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Ausführungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell. Wenig überraschend hat Powell darauf hingewiesen, dass die US-Zentralbank gewillt ist, mit weiteren Zinserhöhungen die Inflation in den Griff zu bekommen. Auch wenn die Aussagen wenig wirklich neue Informationen für die Finanzmärkte enthielten, hat insbesondere deren unmissverständliche Deutlichkeit noch einmal zu höheren Zinsen geführt.
Neben den geldpolitischen Auswirkungen gilt es aber festzuhalten, dass die aktuell hohen Inflationsraten auch in anderen Bereichen des Wirtschaftens einen grossen Einfluss haben. An dieser Stelle sei auf drei spezielle Phänomene im Zusammenhang mit Inflation hingewiesen:
1. Realer effektiver Wechselkurs: Vor allem bei unterschiedlich hohen Inflationsraten in verschiedenen Volkswirtschaften, haben jene Länder mit relativ gesehen tieferen Inflationsraten gegenüber denjenigen mit hohen Inflationsraten einen Vorteil. Wenn beispielsweise in der Schweiz die Inflation rund 3 Prozent beträgt und in Europa rund 8 Prozent, dann werden sowohl konsumierte wie auch produzierte Güter in Europa um rund 5 Prozent teurer. Ein Umstand der insbesondere die jüngste nominale Aufwertung des Frankens in Perspektive setzt.
2. Entwicklung der Reallöhne: Aufgrund der im Vergleich zu der Lohnentwicklung deutlich höheren Inflation der letzten Monate erleiden die Konsumenten weltweit einen erheblichen Kaufkraftverlust. Es liegt auf der Hand, dass dieser Verlust bei weiter steigenden Inflationsraten noch höher ist. Dies ist eine zentrale Entwicklung, die je nach Inflationshöhe und Land unterschiedlich grossen politischen Sprengstoff birgt. Auch für die Schweiz gilt es diese Entwicklung gut zu beobachten.
3. Realzinsen: Auch die Zinsen können zu der Inflation in Bezug gesetzt werden. Hier kommt es bei gegebenen Zinsen je nach Höhe der Inflation zu einer Umverteilung von Sparern hin zu Investoren, respektive Schuldnern. Dies insbesondere in Situationen, in denen die Schulden nicht zu einem späteren Zeitpunkt zu den dannzumal gestiegenen Zinsen refinanziert werden müssen.
Es gibt aber durchaus auch Profiteure von hohen Inflationsraten. Dies sind in erster Linie jene Produzenten, die höheren Preise, beispielsweise für Energie, relativ einfach an ihre Konsumenten überwälzen können. Für Anleger gilt es die Gewinner dieser Entwicklung zu finden.
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